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Digitalisierung, Hochschulbau, Studium und Lehre

Was bedeuten hybrides Lernen und Arbeiten für die bauliche Entwicklung von Hochschulen?

Dieser Frage bin ich im Februar 2022 im Rahmen eines Vortrags auf der Veranstaltung „Neues Hybrid – veränderte Perspektiven auf Lern- und Arbeitswelten“ der Deutschen Initiative für Netzwerkinformation e.V. (DINI) nachgegangen.  

Aber zunächst einmal zur Ausgangslage: nach ihren Perspektiven hinsichtlich der Entwicklungen in Lehre und Büroarbeit befragt, gehen die Leiter:innen deutscher Hochschulen im Hochschul-Barometer 2021 davon aus, dass künftig ein entscheidender Anteil von Tätigkeiten digital erfolgen wird. So werden in naher Zukunft vermutlich ein Viertel der Seminare und mind. ein Drittel der Vorlesungen und Büroarbeit in den Hochschulverwaltungen digitalisiert sein [2]. Dies bedeutet jedoch nicht einen anteiligen vollständigen Wegfall von Präsenz auf dem Campus, sondern beinhaltet im Wesentlichen einen digitalen Anteil an Lehr-Lern- und Arbeitsszenarien, der unterschiedlicher Ausprägung sein kann. Das derzeit pandemiebedingt wohl am häufigsten aufgegriffene Szenario hybrider Lehre ist das der doppelten Synchronizität, bei dem sich ein Anteil Studierender in Präsenz auf dem Campus und ein Anteil Studierender andernorts vor dem Bildschirm befindet [3]. Aber auch asynchrone digitale Szenarien wie der Flipped Classroom, bei dem sich Studierende die Lerninhalte über zumeist digitale Formate (z. B. Lernvideos) selbst aneignen und dann zum Diskutieren und Anwenden des Erlernten in die Hochschule kommen, sowie mit digitalen Elementen angereicherte Lehrszenarien vor Ort werden künftig eine entscheidende Rolle spielen. Dabei ist es für Hochschulen vor allem eine räumliche Herausforderung, die daraus resultierenden unterschiedlichen Anforderungen an Lehrflächen zu realisieren.

So unterschiedlich die Ansprüche verschiedener Ausprägungen hybrider Lehre an Flächen und Räume ausfallen, so allgemein sind doch die Schlüsse, die sich für die zukünftige Entwicklung ziehen lassen. Insgesamt kann davon ausgegangen werden, dass das Präsenz-, Lern- und Arbeitsverhalten nach der Pandemie ein anderes sein wird [4]. Durch synchrone Formate wird es in Teilen verringerte Präsenz an Hochschulen geben. Auch wird, vor allem über die Abbildung asynchroner Formate wie z. B. Flipped Classroom, künftig weniger Frontalunterricht stattfinden. Steigen wird dafür der Anteil kommunikativer und kollaborativer Elemente und Arbeitsweisen. Räumlich bedeutet das zunächst kleinere Gruppengrößen, womit ein geringerer Bedarf an großen Hörsälen einhergehen kann. Dafür steigt der Bedarf an Flächen, die kommunikative Arbeitsweisen ermöglichen und unterstützen. Auch eine Etablierung gänzlich neuer Raumformate sowie insgesamt eine erweiterte technische Ausstattung aller Raumtypen erscheint notwendig. 

Diesen Anforderungen können Hochschulen kurz-, mittel- und langfristig auf verschiedene Weisen begegnen. Kurzfristig geht es zunächst einmal darum, die Kommunikation vor Ort zu stärken, indem Flächen geschaffen werden, die Begegnung und Austausch ermöglichen und fördern. Möglichst sowohl innerhalb als auch zwischen den Fachdisziplinen. Zusätzlich sollte Ziel sein, gleichermaßen gute Bedingungen für synchrones wie asynchrones, hybrides wie analoges Lehren und Arbeiten zu schaffen. Technisch wurden viele Räume in den vergangenen zwei Jahren in diese Richtung angepasst. Etwas höheren Aufwand erfordert hingegen die räumliche Umstrukturierung bestehender Flächen im Hinblick auf veränderte Rahmenbedingungen in der Lehre, wie z.B. verstärkte Elemente der Gruppenarbeit. Hörsäle mit ansteigendem Gestühl können mit Podesten und Smart- oder Whiteboards ausgestattet werden, um Arbeit auch in Kleingruppen zu ermöglichen. Auch eine Ausstattung klassischer Seminarräume mit flexiblem Mobiliar und Smart- oder Whiteboards zum Festhalten von Gruppenergebnissen ist in diesem Zusammenhang anzuraten.

Im Bürobereich wird in Zeiten erweiterten Home-Offices vor allem das gemeinsame Arbeiten und das kollegiale Zusammentreffen im Mittelpunkt stehen, während Stillarbeit in vielen Fällen wohl eher zuhause erledigt werden wird. Hier bietet es sich je nach Arbeitsorganisation an, eine größere Zahl an Team- und Besprechungsräumen bereitzustellen und im Gegenzug die Zahl der Einzelbüros zu reduzieren. Eine Zonierung in leise und laute Bereiche erleichtert das Arbeiten auf größeren Flächen. Flächen für kollegiale Zusammentreffen wie z. B. Kaffeebars oder Lounges machen den Arbeitsort Büro in Konkurrenz zum Home-Office attraktiv.

Mittelfristig stehen die Hochschulen vor der Aufgabe neue Raumkonzepte zu etablieren, die einerseits der technischen Entwicklung in Studium und Lehre Rechnung tragen und die andererseits die Entwicklung überfachlicher Fähigkeiten und Kenntnisse unterstützen und fördern. Dies sind z. B. Design-Thinking Räume, Maker Spaces, Debatten- oder Denkräume, aber auch technisch hochausgestattete Flächen wie VR- und AR-Räume sowie Aufnahmestudios. Zeitlich und räumlich gut zugängliche Flächen, die zumindest in Teilen auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen, unterstützen die Funktion der Hochschulen als Orte der Begegnung. Dies nicht nur innerhalb und zwischen den Wissenschaftsdisziplinen, sondern vor allem auch als verbindendes Element für Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Einrichtungen wie Innovation Spaces, Co-Working Spaces, Start-Up Center oder ganz allgemein kulturelle Angebote können hier zusätzlich hilfreich sein.

Langfristig wird es vor allem darum gehen, strukturelle Anpassungen vorzunehmen und Prozesse zu verschlanken. So empfiehlt der Wissenschaftsrat in seinem Positionspapier „Probleme und Perspektiven des Hochschulbaus 2030“ z. B. die langen Planungszyklen im Hochschulbau, die mitunter mehr als 10 Jahre in Anspruch nehmen, auf unter 6 Jahre zu verkürzen. Um dies zu erreichen sollten unter anderem die Zahl der beteiligten Ressorts reduziert und Planungsaktivitäten im Wesentlichen beim Wissenschaftsresort konzentriert werden. Von Bedeutung ist zudem eine angemessene Bedarfsplanung unter aktivem Einbezug der Nutzer:innen, um unkoordiniertes Vorgehen und einen unwirtschaftlichen Einsatz von Mitteln zu vermeiden und den Hochschulen zu ermöglichen, sich innerhalb ihres gesteckten Entwicklungsrahmens räumlich strukturiert aufzustellen. Vor diesem Hintergrund sollte immer auch eine Abstimmung zwischen didaktischer, technischer und räumlicher Strategie erfolgen. Die Errichtung möglichst flexibler räumlicher Strukturen bei Bau und Umbau erhöhen zudem die Anpassungsfähigkeit von Gebäuden. Erstrebenswert ist darüber hinaus eine Förderung von Forschungsaktivitäten, die Erkenntnisse der Wissenschafts- und Hochschulforschung mit dem Wissen von Architektur, Ingenieurwissenschaften und weiteren zusammenführen.

Ziel des Vortrags war, zu verdeutlichen, dass der Raum als verbindendes Element durch die Pandemie zurecht stärker in den Fokus gerückt ist. Als strategische Ressource aktiv genutzt, sollte er stets Bestandteil einer ganzheitlichen Planung sein. Insbesondere die Bedürfnisse der vielen verschiedenen Stakeholder aktiv in den Planungsprozess einzubinden und die unterschiedlichen Perspektiven zu einer gemeinsamen Strategie zu vereinen, ist dabei eine der zentralen Herausforderungen.

Der Vortrag ist einzusehen unter: https://dini.de/fileadmin/ag/lernraeume/2022_02_18_Hybrides_Lernen_hybrides_Arbeiten_hochschulbauliche_Perspektive_Wertz_HIS_HE.pdf


[1] Stifterverband für die deutsche Wissenschaft e.V. (2021): Hochschul-Barometer 2021. Essen.

[2] Ebd.

[3] Reinmann, G. (2022). Hybride Lehre synchron gestalten – Skizze zu einer Projektidee (HERO). Impact Free 44 (Februar 2022). Hamburg.

[4] Dies legen verschiedene Studien nahe wie z.B.: Hochschul-Barometer 2021; CHE Check Studienbedingungen Corona-Pandemie; Lübcke, M., Bosse, E., Book, A., Wannemacher, K. (2021). Zukunftskonzepte in Sicht? Arbeitspapier Nr. 63. Berlin: Hochschulforum Digitalisierung.


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